Abwasser als Spiegel der Gesellschaft - Nordwasser GmbH
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Zertifikat zur aktiven Teilnahme am AMELAG Projekt

Abwasser als Spiegel der Gesellschaft

03.02.2025

Mit Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020 kam europaweit relativ zügig die vielversprechende Idee des Abwassermonitorings auf. Damit sollte das Infektionsgeschehen auf einfache und noch dazu anonymisierte Weise überblickt werden können. Seitdem hat sich ein eigener Forschungsbereich entwickelt, der sich bis heute in mehreren vom Bund geförderten Projekten zeigt und sich inzwischen nicht mehr nur auf das Monitoring von Coronaviren beschränkt. Allein mit unserer Rostocker Kläranlage haben wir inzwischen an fünf Projekten teilgenommen und tun dies weiterhin.

2020: Beim ersten bundesweiten Projekt mit dabei

Bereits im Mai 2020 hatten wir uns am ersten bundesweiten Projekt „Abwassermonitoring SARS-CoV2“ des Helmholtz Instituts für Umweltforschung (UFZ) beteiligt. Mit dieser grundlegenden Forschung sollten die Rahmenbedingungen für ein kontinuierliches Frühwarnsystem entwickelt werden. In mehreren Phasen des Projektes haben wir regelmäßig Proben im Zulauf der Kläranlage entnommen und diese für eine anschließende Analytik zum UFZ gesendet. Allein in der dritten Projektphase, bei der rund 100 Kläranlagen deutschlandweit integriert waren, haben wir innerhalb von fünf Wochen über 50 Probenahmen realisiert. Das Programm endete im November 2020.

2021: Zuschlag für weiteres Projekt „ESI-CorA“

In 2021 haben wir uns dann erfolgreich am ebenfalls bundesweiten Forschungsprojekt „ESI-CorA“ beworben. Wir erhielten den Zuschlag und begannen im März 2022 medienwirksam mit den ersten Probennahmen. Über einen Zeitraum von 12 Monaten wurden bei diesem Projekt an 20 Pilotstandorten Deutschlands Proben entnommen, analysiert und ausgewertet. Ziel war es, ein Modell für ein bundesweites, flächendeckendes Frühwarnsystem gegen COVID zu entwickeln. Unsere Aufgabe war nicht nur die vorschriftsmäßige Entnahme und sichere Versendung der Probe zum analysierenden Labor. Wir haben auch die Analyseergebnisse erfasst und diese mit weiteren wichtigen Kennzahlen verknüpft. Zweimal wöchentlich entnahm der inzwischen angeschaffte „automatische Probennehmer“ eine Tagesmischprobe aus dem Zulauf der Anlage. Unsere Kollegen auf der Kläranlage bereiteten diese für den Transport vor, so dass sie durch einen Spediteur über Nacht sicher zum Labor nach Bayern gebracht werden konnte, wo sich dann die Analytik anschloss. Das EU-Referenzlabor der TU Darmstadt übernahm darüber hinaus die Erfassung der Virus-Varianten durch zusätzliche Proben und Analysen. Die gesamte Maßnahme wurde von drei Bundesministerien – dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU), dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) – mit Hilfe von EU-Mitteln in Höhe von rund 3,7 Millionen Euro gefördert.

2023: Unsere Kläranlage im Pandemieradar des RKI

Bereits bei „ESI-CorA“ waren das Umweltbundesamt (UBA) und das Robert-Koch-Institut (RKI) beteiligt. Nach dessen Ende im März 2023 taten sie sich im Vorhaben „AMELAG“ (Abwassermonitoring für die epidemiologische Lagebewertung) erneut zusammen. Weitere teilnehmende Standorte in MV waren Schwerin, Neubrandenburg und Greifswald. Auf unserer Kläranlage Rostock wurden die Probennahmen wie schon bei ESI-CorA weitergeführt. Die Analytik erfolgte im Labor des UBA, das RKI übernahm die Analyse und Veröffentlichung der Daten aus bis zu 175 Kläranlagen. Diese Daten flossen direkt in das öffentlich einsehbare Pandemieradar des RKI ein, so dass endlich eine bundesweite Trendbewertung der epidemiologischen Lage möglich war. Das Pandemieradar des RKI wurde zum 01.07.2023 eingestellt, die Daten der Indikatoren sind weiterhin visualisiert auf dem Pandemieradar des BMG:  infektionsradar.gesund.bund.de/de/covid/abwasser

Das Projekt AMELAG war zunächst bis Ende 2024 angedacht und finanziert, es zeichnet sich nun eine Fortführung für 2025 ab. Als Dank für unsere bisherige aktive Unterstützung haben wir ein durch das RKI und das UBA erstelltes Zertifikat erhalten.

Monitoring zum Konsum legaler und illegaler Drogen

Schnell wird klar, dass das Abwasser auch noch weitere nützliche und aufschlussreiche Informationen „mit sich führt“, so auch zum Konsum von Drogen und Alkohol. Nach Absprache mit der Rostocker Stadtverwaltung unterstützen wir seit November 2023 die durch das Bundesgesundheitsministerium initiierte Studie „AMoCan“ zur Erfassung des Cannabis-Konsums. Vor dem Hintergrund der Cannabis-Legalisierung im April 2024 sollen hier eventuelle Verhaltensänderungen im Konsum beobachtet werden. Auch hierfür können wir die 24h-Probe aus dem Projekt AMELAG mitnutzen. Die AMoCan-Probenflasche wird zunächst bei uns eingefroren, die nachgelagerte Logistik und Analytik erfolgt durch die TU Dresden. Offizielle Studien-Ergebnisse liegen bisher nicht vor.

Auch der NDR zeigte in 2023 ein großes Interesse an „belastbaren Zahlen“ über den Drogenkonsum in MV. In dessen Auftrag übernahm dann die TU Dresden ein zusätzliches Monitoring durch Mitnutzung der bereits entnommenen Proben und untersuchte diese auf Rückstände von legalen und illegalen Drogen. Die Ergebnisse wurden im September dieses Jahres sehr medienwirksam veröffentlicht.

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